Novavax ab Montag verfügbar – ein Ansturm wird nicht erwartet
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vermeldet eine erste Novavax-Impfstoff-Lieferung für den kommenden Montag. Gut 1,2 Millionen Dosen des Proteinimpfstoffes sollen dann in Deutschland ankommen und an die Länder verteilt werden. Von einem großen Ansturm gehen die Bundesländer jedoch nicht aus.
Der Leiter des niedersächsischen Corona-Krisenstabes, Heiger Scholz, im Hauptberuf Staatssekretär im Sozialministerium des Bundeslandes, brachte es in einer NDR-Sendung vor wenigen Tagen auf den Punkt: "Man muss davon ausgehen, dass der Zuspruch nicht so groß ist, wie man dachte, als das Zeug noch nicht da war." Denn die Anmeldungen auf den Landes-Gesundheitsämtern bewegten sich in der Größenordnung von deutlich unter 10.000 Personen. Dies dürfte in anderen Bundesländern ähnlich sein.
Ob diese Zurückhaltung nun an mangelnder oder missverständlicher Aufklärung liegt, ist weiterhin schwer zu beurteilen. Eine aktuelle Studie von Claudia Diehl (Universität Konstanz) und Christian Hunkler (Humboldt-Universität zu Berlin) verweist darauf, dass es die Impfgegner im Kern schon vor Corona gegeben habe, sogar schon vor den Zeiten des Internets. Sie agierten nun nur noch entschlossener und durch die Möglichkeiten der sozialen Medien mit viel mehr Sichtbarkeit.
Zudem gibt es einige mediale Verwirrung um den Begriff "Tot-Impfstoff". Novavax ist ein Proteinimpfstoff, der mit biotechnologischen Methoden entwickelt wurde und auch aus diesem Grunde eine gewisse Gentechnik-Abwehrhaltung auslösen mag. Der einzige "echte" Tot-Impfstoff ist der Ansatz der französisch-österreichischen Valneva (und anderer Firmen mit ähnlichem Ansatz), die das SARS-CoV-2-Virus durch eine chemische Behandlung abtöten (ja, ein Virus ist kein Lebewesen, diese Diskussion möge hieran bitte nicht entbrennen) und gemischt mit weiteren Ingredientien zur Anregung des Immunsystems verabreichen. Wie ein "denaturiertes" Molekülgemisch der Virusbestandteile eine spezifische Abwehrreaktion des Immunsystems auszulösen vermag, ist dem Autor bisher nicht einsichtig und auf Nachfragen hat das Unternehmen bisher nicht reagiert. Im Augenblick hängt der Valneva-Impfstoff im Zulassungsverfahren fest. Die Zahl der zunächst fast wöchentlichen Meldungen über den Entwicklungsfortschritt ist stark zurückgegangen. Ob es einen echten Impf-Schub durch diese neuen Impfstoffe geben wird und wann der erste echte, funktionierende "Tot-Impfstoff" die Zulassung erhält, bleibt also abzuwarten.
Update am 22.2.2022: Die Lieferung scheint sich zu verzögern und im Bundesgesundheitsministerium geht man vom Eintreffen zur Wochenmitte aus, so dass weiterhin in der nächsten Woche die Impfungen beginnen könnten.